Anschlussfinanzierung: Forward-Darlehen und andere Kredite

Finanzierung der Restschuld von Darlehen mittels Anschlusskredit

Anschlusskredit beim HausbauDie sogenannte Anschlussfinanzierung (auch Prolongation) dient dazu, dass ein auslaufendes Darlehen mit einer entsprechenden Restsumme durch einen neuen Kredit mit einer neuer Laufzeit - und meist auch einem neuen Zins - ersetzt wird. In der Praxis ist eine Finanzierung der Restschuld vor allem bei Hausbau- oder Immobilienkrediten üblich. Kreditnehmer und Bank einigen sich hier im Vorfeld auf einen Zeitraum der Zinsbindung, bei der ein und derselbe Zinssatz für mehrere Jahre und für beide Seiten gültig ist. Üblicherweise liegt eine solche Zinsfestschreibung zwischen 10 und 15 Jahren. Da ein Hausbaukredit jedoch nicht selten 20-30 Jahre läuft, kann das ursprüngliche Darlehen in der Zeit der Zinsbindung auch nicht vollständig getilgt werden. Die Restschuld wird dann, insofern das Eigenkapital nicht ausreicht, über eine Anschlussfinanzierung zu einem neuen Darlehen mit einem anderen Zinssatz und eventuell auch anderen Raten.

Anschlussfinanzierung und die freie Bankenwahl

Der Markt ist im Bezug auf die Anschlussfinanzierungen riesengroß. Allerdings ist man nicht gezwungen, nach der Zinsfestschreibung das Kreditinstitut zu wechseln. Die meisten Banken oder Versicherungen, die die Immobiliendarlehen vergeben, haben auch nach der Zeit der Zinsbindung entsprechende Anschlusskredite im Angebot. Insofern keine Zahlungsprobleme aus der Vergangenheit vorliegen und die weitere Bonität gewährleistet ist, werden die Kreditgeber ihren Kunden entsprechende rechtzeitig Angebote zur weiteren Finanzierung unterbreiten. Da an dieser Stelle für die Banken wiederum jede Menge Geld zu verdienen ist, sollte der Kreditnehmer die Anbieter und Angebote vergleichen, um seine Zinslast für die nächsten Jahre zu senken. Denn grundsätzlich kann die Umschuldung zum Anschlussdarlehen bei jedem beliebigen Kreditgeber erfolgen.

Nach mehreren Jahren Kreditrückzahlung ist der Zinsmarkt nicht mehr der gleiche und dementsprechend ist es möglich, dass die ursprüngliche Bank - bei der die Finanzierung des Eigenheims so günstig war - nicht mehr die gleichen niedrigen Kreditzinsen anbietet oder im direkten Vergleich mit anderen Anbietern schlechter abschneidet. Dementsprechend sollte jeder Kreditnehmer rechtzeitig vor Ende der Laufzeit / Zinsbindung einen ausführlichen Kreditvergleich vornehmen und die Konditionen und Zinsen aller Angebote gegenüberstellen. Darüber hinaus sollte man auch unbedingt darauf achten, dass der neue Kreditvertrag dem Antragssteller unter anderem Sondertilgungsrechte einräumt und insgesamt ausreichend Flexibilität gewährt.

Der alte Immobilien- bzw. Hausbaukredit muss im Normalfall nicht gekündigt werden, da der Kreditvertrag nach der Zinsfestschreibung ohnehin automatisch ausläuft. Aufgrund dieser Tatsache kann der ehemalige Geldgeber einer Anschlussfinanzierung bei der Konkurrenz auch nicht widersprechen. Sinnvoll ist es - damit einem nahtlosen Übergang nichts im Wege steht - das Anschlussdarlehen bei der neuen Bank bereits einige Monate im Voraus zu beantragen. Wer sich früh genug dazu entscheidet, die Konditionen der Kreditgeber miteinander zu vergleichen, der kann womöglich auch noch den einen oder anderen Prozentpunkt an Zinsen sparen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Zinsen aktuell sehr niedrig sind. Allerdings haben die Banken recht starre Vorgaben, wie langfristig die Reservierung einer Anschlussfinanzierung sein darf. Eine einfache Möglichkeit, sich günstige Zinsen für die nächsten Jahre zu sichern, ist ein Forward-Darlehen.

Anschlussfinanzierung mit dem Forward-Darlehen

Wer von einem aktuell niedrigen Zins  profitieren möchte, der sollte sich nach einer ganz besonderen Form der Anschlussfinanzierung umsehen. Mit dem sogenannte Forward-Darlehen kann ein Anschlusskredit bereits sechs Jahre vor dem eigentlichen Ende der Zinsbindung zum aktuellen Zinssatz beantragt werden. Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Ist der Marktzins entsprechend niedrig - z.B. aufgrund einer Wirtschaftskrise - dann sichert man sich mit einem Forward-Darlehen den jeweiligen Niedrigzins für mehrere Jahre. Hierbei spekuliert der Kreditnehmer auf ein Rekordtief der Zinsen, um seine Zinslast für das Anschlussdarlehen so gering wie nur möglich zu halten. Natürlich birgt diese Chance auf Ersparnis auch gewisse Risiken. Denn sobald man sich für ein Forward-Darlehen entschieden hat, gelten auch die vertraglich vereinbarten Zinsen. Sinken diese in den nächsten Jahren, muss man den Anschlusskredit wohl oder übel zu den ungünstigen Zinsen aufnehmen.

Ein weiterer Nachteil ist der Zinsaufschlag, den die Banken für die Reservierung des Anschlussdarlehens berechnen. Diese Zusatzkosten richten sich in erster Linie nach der Dauer der sogenannten Forward-Periode, also der Zeit zwischen Vertragsabschluss und Beginn der eigentlichen Anschlussfinanzierung mittels Forward-Darlehen. Auch hier hilft ein entsprechender Kreditvergleich, um bei den doch recht langen Laufzeiten eines Anschlussdarlehens den besten und günstigsten Mittelweg zu finden.

Anschlussdarlehen bei einer Fahrzeugfinanzierung

Auch bei einem Autokredit kann eine Anschlussfinanzierung durchaus sinnvoll sein. Meist werden Fahrzeugkredite so kalkuliert, dass nach einer gewissen Laufzeit (z.B. 48 Monate) eine entsprechend hohe Schlussrate offen ist. Wird das Fahrzeug dann nicht verkauft und fehlt das entsprechende Kleingeld, ist ein neues Darlehen meist die einzige Möglichkeit. Aber auch hier kann die Bank gewechselt werden, sollten niedrige Zinsen und bessere Konditionen dafür sprechen. Der restliche Kreditbetrag wird dann einfach bei der alten Bank abgelöst und der Kreditnehmer zahlt die neuen monatlichen Raten fortan an den günstigeren Anbieter der Anschlussfinanzierung.